Macventure Tag 1 - Der Wechsel zur dunklen Seite

Eigentlich ein kleines großes Experiment.

Präambel

Niemals hätte ich gedacht das zu sagen, aber ich habe mir einen Laptop von Apple gekauft. Ein 15'' MacBook Air M3, um genau zu sein.
Es ist letztendlich per Ausschlussprinzip die aus meiner Sicht einzig verlässliche Entscheidung gewesen. Ich habe mich dabei nicht für ein MacBook entschieden, ich habe mich gegen alle anderen Produkte entschieden. Übrig blieb das Apple Produkt und lediglich der hohe Preis stand dem entgegen, aber das wiegte lange nicht so schwer, wie die vielen anderen Contra-Argumente:

  1. Lautstärke. Die lauten Lüfter in Windows-Laptops waren ein stetiger Begleiter, der mir alle meine Nerven geraubt hat. Ich wollte einen Laptop, der so leiste ist, als wäre er praktisch nicht da.
  2. Hitze. Ich arbeite gern im Schneidersitz, auf der Couch oder lege den Laptop auf meine ausgestreckten Beine. Ich musste bisher immer eine Unterlage bei mir haben, um mir nicht die Oberschenkel zu rösten.
  3. Treiber-Probleme. Ein Windows-Laptop ist nur wenige Stunden "Windows-". Direkt als Erstes plätte ich die Festplatte und installiere ein Linux-System darüber. Wie oft ich dabei Probleme mit Sound(-Treibern) hatte, kann ich nicht mehr an meinen Händen abzählen. Ich habe es einmal an meinem letzten Lenovo-Laptop geschafft das integrierte Mikrofon auf annähernd Nutzbare Qualität zu bekommen, eine Freude war der nächste Call trotzdem nicht. Von der Soundwiedergabe mal ganz abgesehen.

Letztendlich brauchte ich ein Gerät für viel Development, ein wenig Office, viel Medienwiedergabe und gelegentlichen Video-Calls und kein Konkurrenzprodukt schien mir das alles versprechen zu können, ohne entweder zu heiß zu oder zu laut zu werden.
Natürlich wird es da draußen so einen Laptop geben, der keinen Apfel auf der Haube hat und mir genau diese Dinge ermöglichen kann. Aber irgendwie wollte ich auch diese Challenge annehmen. Es einmal im Leben testen.
Auf die dunkle Seite der Macht gehen.

Post ist da

Das Unboxing war natürlich genau so 'satisfying', wie es die vielen Videos auf Youtube suggerieren wollen. Und das wird auch von den meisten Kunden dieser 2,83 Milliarden-Firma erwartet.
Ich bin definitiv Opfer von gut durchdachten Designs. Es ist nicht wichtiger als Funktionalität, aber kommt für mich oft direkt danach.

Verdammt.
Ich habe mein Apple-ID Passwort vergessen.
Irgendwann gegen 2011 (also vor 13 Jahren) habe ich mir einen Account bei Apple erstellt und das Passwort ist ungefähr genau so lange aus meinem Kopf verschwunden. Zu dem Zeitpunkt war ich 16 und Passwortmanager war noch ein Fremdwort für mich.
Apple sagt mir, dass ich mein Passwort nicht zurück setzen darf (obwohl ich Zugriff auf E-Mail und Telefonnummer habe) und mir morgen um dieselbe Zeit eine E-Mail mit weiteren Schritten zugeschickt wird.

App-Store nicht nutzbar

Da ich keine Apple-ID habe, kann ich den App-Store nicht nutzen (keine Updates, keine Neuinstallationen). Ich fühle mich also ein wenig eingeschränkt. Die meiste Software kann ich jedoch via Terminal oder .dmg/.app installieren. Den Dreh habe ich schnell raus und so beginnt die Einrichtung.

Mir fällt auf, dass es einige Funktionen, die ich als Linux- und Windows-Nutzer als selbstverständlich annehme, nicht in macOS gibt.
Insbesondere die mittlere Maustaste fehlt mir, um durch den Browser zu navigieren (In neuem Tab öffnen, Tab schließen, etc). Was richtig irritiert ist das Verhalten des Trackpads. Ich bin gewohnt einen doppel-tap zu machen um Fenster zu verschieben oder Fließtext zu markieren. Das habe ich bisher noch nicht geschafft zu reproduzieren, auch nicht durch anderes Klickverhalten. Auch vereinzelte Tasten vom NumPad fehlen mir. Selbst auf Laptops ohne NumPad bin ich gewohnt trotzem Delete und Insert zu haben, wenn nicht sogar Bild auf/ab und Pos 1 sowie Ende.

Alles in allem sind das nur viele kleine Dinge, an die ich mich gewöhnen muss. Fast alles kann entweder durch third-party Software hinzugefügt werden (bspw. ein Window-Tiling-Manager) oder muss durch leicht anderes Verhalten ins muscle memory eingetragen werden (bspw. Fenster werden bei einem Klick auf "x" nur ins Tray minimiert und müssen mit ⌘+Q o.ä. geschlossen werden).

Überwiegend sehr gut

Fest steht, dass der Wechsel weg von meinem Lenovo Ideapad 5 hin zum MacBook bisher genau richtig war. Ich konnte wirklich alles, was mich immer an Laptops gestört hatte, beheben. Der Ton ist richtig gut, es gibt gar keine Lüfter, die laut werden könnten, auch die passive Kühlung ist bisher gar nicht aufgefallen. Das wird aber noch spannend, wenn ich bald Android Studio teste.

Unschlagbar ist die Leistung des Akkus. Ich bin gewohnt meinen Lenovo-Laptop bereits nach 1,5 Stunden an den Strom anschließen zu müssen (und das nur bei Arbeit mit VS Code). Das neue MacBook schlägt diese Zeiten um ein Vielfaches. Das "schlimmste", was ich heute beobachten konnte waren 25% in knapp 2 Stunden konstanter Nutzung. Das ist genau das, was ich gebraucht habe.

Es macht wieder Spaß viele Stunden ohne Einschränkungen am Laptop verbringen zu können. Ich bin wirklich gespannt, wie es weiter geht. Das ist nur der erste Tag und vielleicht kommt noch das böse Erwachen.
Ich lass mich von der Zukunft überraschen.